Tag und Nacht
Tag und Nacht
Ha! Endlich war ich auf einer Veranstaltung! Ich durfte in der Jury sitzen bei der Talenteshow für das Wiener Kabarettfestival gemeinsam mit tollen Kollegen! Herbert Haider von den Comedy Hirten, Isabell Pannagl und Nadja Maleh, wir sollten im Studio 44 mitentscheiden, welche 3 Künstler als Vor-Act beim Wiener Kabarettfestival im Arkadenhof des Wiener Rathauses auftreten dürfen. Das Festival darf (mit Verspätung) stattfinden und das Programm ist wirklich sehenswert, besonders weil es diesmal fast zur Hälfte aus Frauen besteht. Also gut, nicht mit mir, aber mein Programm besteht ja auch nur zu 50 % aus Frauen.
Etwas komisch ist es schon, wenn das Publikum mit Abstand im Schachbrettmuster sitzt, aber ich glaube es haben sich an diesem Abend alle sehr gefreut, endlich wieder mal in einem Theater zu sein, sowohl Zuschauer als auch Darsteller. Ich hab gehofft, dass sich keiner der 10 Kandidaten auf das Corona-Thema drauf setzt und zum Glück war es so, ein paar gute Gags ausgenommen, was durchaus ok ist! Zu dem Thema ist die Wirklichkeit nämlich absurd genug.
Eine Freundin ruft an, wir wollten das nächste Wochenende gemeinsam verbringen, sie sagt ab, sie muss zum Arzt, weil sie hustet, leichten Druck im Brustbereich verspürt und sie lästige Ohrenschmerzen plagen. Der Arzt untersucht sie, verschreibt Antibiotika, ordnet aber an, dass sie diese erst nehmen darf, wenn sie einen negativen Corona-Test hat, da ihre Symptome verdächtig sind. Also wählt sie 1450, dort wird ihr gesagt, sie soll zu Hause bleiben und auf den Testwagen warten, es kann aber dauern.
Sie wartet 3 (!)Tage, auch dann kommt der Wagen nur, weil sie im 4-Stunden-Takt anruft und darauf besteht, endlich diesen Test machen zu können, damit sie Medikamente nehmen kann, die ihre Beschwerden lindern. Auf Anfragen, wie lang denn die Testauswertung dauert, bekommt sie die Information, dass das 2-3 Tage dauern kann. Ihre Kinder können aber in der Zwischenzeit problemlos in die Schule, auch das wird ihr erklärt!
Echt jetzt? So ist unser angeblich vorbildhafter Umgang mit diesem Virus? Das ist unser Gesundheitssystem?? Wir lassen Patienten zu Hause leiden bis jemand Zeit findet zum Testen? Was wenn meine Freundin eine andere schwerwiegende Krankheit hat, die schnellstmöglich behandelt werden muss? Was wenn sie positiv ist und ihre Kinder mittlerweile andere angesteckt haben?
Sie ist zum Glück negativ, wie wir seit heute wissen, die Antibiotika wirken schon und ihre Ohrenschmerzen gehen langsam zurück.
Gut, man kann jetzt nicht behaupten, dass wir in anderen Bereichen schneller reagieren. Der Untersuchungsausschuss, der das „Ibiza-Video“ bearbeitet ist ja auch nicht gerade mit Lichtgeschwindigkeit unterwegs. Eher mit Verdunklungsgeschwindigkeit! Und wenn weiterhin alle aus dem Umfeld Erinnerungslücken haben wird es nicht leichter werden. Na ja, die haben wahrscheinlich nur ein „Kurz“-Zeitgedächtnis! Es hat ein bisschen was von daily soap, Unterhaltungsformat als Endlos-Serie!
Aber wenn wir EPUs in unseren nächsten Steuererklärungen „Ich kann mich nicht erinnern!“ als Argument gültig machen könnten, würden wir großzügig darüber hinwegsehen!
Rosa Grüße!
Eure Uli