Tag 6
Die Schlacht bei Merkur
Tag 6
Heute ist Entrümpelungspause, denn wir müssen in den Supermarkt und das gleich für alle Familienmitglieder. Das geht nicht alleine, also ziehen wir zu zweit mit Einkaufslisten bewaffnet zum Merkur, starten 2 Wägen, ich kümmere mich um unseren Haushalt und den meiner Eltern, Peter übernimmt den seiner Mutter bzw. Bruder.
Gar nicht so einfach, da stehen Produkte auf dem Zettel, die kenn ich gar nicht, weiß auch nicht, wo die sind, nach einigem Suchen hab ich aber alles. Peter ist noch nicht so weit, er hat 3 mal den Telefonjoker einsetzen müssen, bekommt jetzt Fotos von Spülmittel aufs Handy, wir finden letztendlich alles, auch wenn Fleisch und Brot eher schütter besetzt sind. Egal, gibt’s eben teures Biofleisch, auch für die Oldies!
Dann wird ausgeliefert, mach ich aber allein, Peter muss ins Homeoffice, die nächste Telefonkonferenz steht an, denn die Bundesliga hat beschlossen, dass erst wieder im Mai Spiele stattfinden.
Ich halte noch bei der Trafik, mein Vater will auf sein Lottospiel nicht verzichten. Da ich die Chance auf einen Lottogewinn der Existenz des Weihnachtsmannes in etwa gleichsetze, spiele ich selber nie. „ 2 Quicktipps bitte“ verlange ich möglichst souverän von der genüsslich hinter dem Tresen rauchenden (!) Trafikantin. „Mit allem?“ fragt sie, kaum aufblickend und erhebt sich unwillig. ….??? „Ja bitte, extra scharf mit Chili“ bin ich versucht zu antworten, trau mich aber doch nicht.
Zu Hause zurück ist das Wohnzimmer noch immer das Tal der 1000 Stimmen, die neuen Arbeitszeiten werden ausgearbeitet. Der Sportvorstand ist aber entspannt, das Gummibärenlager ist aufgefüllt, er kaut zufrieden. Heißt die Kurzarbeit jetzt dann eigentlich so wegen der Zeit oder setzt sich Basti damit ein Denkmal? Ich will nicht stören und schnalle die Laufschuhe an, der grüne Gesundheits-Rudi hat Bewegung an frischer Luft alleine ausdrücklich erlaubt.
Ich kenne am Wienerberg so ziemlich jeden Stein zu jeder Jahreszeit, ich bin da schon bei 35 Grad gelaufen (weil ich wieder mal zu spät aufgestanden bin) und einmal mit einer Freundin bei einem halben Meter Schnee, wo im ganzen Areal wirklich nur unsere beiden Fußspuren zu sehen waren. Heute ist das anders, viele Leute sind unterwegs, alle bleiben auf Abstand, aber sie sind sehr freundlich, winken und grüßen einander gegenseitig. Der Spielplatz ist abgesperrt und ich denke mit Hochachtung an alle Eltern, die jetzt rund um die Uhr ihre Kinder bespaßen müssen, vielleicht sollten wir für die um 18 Uhr auch mal applaudieren oder eine Schweigeminute einlegen, was ihnen wahrscheinlich besser gefallen würde. Egal, in Favoriten applaudiert eh keiner vom Balkon und gesungen hat bis jetzt auch keiner.
Der Finanzblümel hat offenbar auch entrümpelt, denn er verkündet abends im TV dass es noch ein weiteres Hilfspaket gibt mit 38 Milliarden und ab Montag können auch Künstler Anträge stellen auf Verdienstentgang. Na da bin ich mal gespannt!
Rosa Grüße!
Eure Uli