Tag 28

Donnerstag, 9. April 2020

Besuch der Angst

Tag 28

Nach einem weiteren Vormittag im „Home-Office“ finden wir, wir haben uns einen Nachmittag in der Sonne verdient und bewegen uns joggend in Richtung Sommerresidenz. Das erste Mal die Sitzauflagen raus, Peter findet in der Tiefkühltruhe ein übriggebliebenes „Jolly“, ich liege im Bikini in der Sonne, herrlich!

Unser „Badehaus“ war schon immer ein „Haus für alle“, Freunde dürfen kommen, wann immer sie wollen, die Nachbarn legen mit Luftmatratzen an oder machen eine Pause auf ihrer Schwimmrunde, selten sind wir im Sommer allein. Wird das diesen Sommer anders sein? Nein bitte nicht, mir wurde schon genug genommen!

Dann bekommen wir doch Besuch! Ein Schwan nähert sich, er war offenbar auch unter Quarantäne, denn er ist sehr nähebedürftig und kommt ganz knapp zu unserem Steg. Vielleicht hat er aber auch Hunger! Sorry, wir sind noch nicht auf Besuch eingestellt, es gibt nix essbares außer Jolly-Eis. Da würde er sich womöglich noch das reinweiße Federkleid schmutzig machen, das wollen wir nicht!

Wir haben in den letzten Wochen sehr viel gelesen, Expertenmeinungen angesehen und diskutiert. Auch während wir in der Sonne liegen reden wir über das allgegenwärtige Thema. Wann kommt eigentlich das Ergebnis des Stichprobentests für 2000 Personen, der Aufschluss geben soll über die Dunkelziffer der Infizierten? Was, wenn das Ergebnis ganz niedrig ist? War dann der Lockdown übertrieben oder ist die Dunkelziffer deswegen so niedrig? Oder wenn die Zahl hoch ist, war dann alles richtig oder müssen wir Angst haben?

Wir sorgen uns um unsere Familienmitglieder, die zur „Risikogruppe“ gehören aber ich habe keine Angst vor dem Corona Virus. Ich glaube an Hygiene und mein Immunsystem. Trotzdem haben wir uns an die Regierungsvorgaben gehalten, auch wenn wir viel im deutschen TV gesehen haben, wo auch andere, durchaus kritische Meinungen gestattet sind, die dem Lockdown viel entgegen zu halten haben. Das ist in einer Demokratie ja zum Glück erlaubt!

In Deutschland gibt es einige Regionen, die mehr auf Eigenverantwortung als auf Verbote setzen und ich muss gestehen, das gefällt mir! Und ich mag nicht kontrolliert werden.

In Italien und Frankreich schweben Drohnen über die Wohngebiete, mit denen die Polizei die Ausgangssperre überwacht. Brrr! Der Innenkarli hat ja mit rigorosen Strafen gedroht, aber wo wird das hin führen? Zeigen sich Nachbarn gegenseitig an, wenn sie durch den Zaun jemand bei einer Arbeit erspähen, die vielleicht nicht zu den gestatteten „notwendigsten“ gehört?

Werden wir noch zu einem Volk aus Denunzianten, von Neid zerfressen und bereit, die Polizei zu rufen, wenn sie den Nachbarn bei etwas „unerlaubtem“ erwischen?

Ich habe Respekt vor dem Corona-Virus, aber vor dem Neid-Virus, vor dem hab ich Angst!

Rosa Grüße!

Eure Uli

Wir verwenden Cookies um diese Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf „Erlauben“ erklären Sie sich damit einverstanden diese auf Ihrem Computer abzulegen. Durch Ablehnen der Cookies werden Funktionen der Webseite, die Daten an Dritte senden (Youtube, Google, Facebook,...) deaktiviert! Sie können Ihre Entscheidung jederzeit auf der Seite COOKIES ändern!
Weiterführende Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung.