Tag 22

Donnerstag, 2. April 2020

Glamourlos

Tag 22

Wir haben wieder Aufräumenergie und stürzen uns auf die letzte Bastion der sonst perfekt entrümpelten, geordneten, durchgestylten Wohnung: den Kleiderschrank! „Äußere Ordnung heißt innere Ordnung“ sagen angeblich 104% aller Experten, also los! Krawatten zum Beispiel fliegen nahezu alle raus, meine Unterwäschelade sieht schon aus wie bei Palmers, nur den Bereich mit der Skiunterwäsche lass ich lieber, das würde mich nur traurig machen.

Während des Aussortierens melden sich Freunde per Videocall und sind sofort mittendrin in der Entscheidung, was bleiben darf und was nicht. Wir stimmen 3: 1 ab, dass eine kacke-braune Weste auf der Stelle auf den Aussortier-Stapel kommt, ich frag mich sowieso, wie die es überhaupt hier rein geschafft hat, ich tendiere zu einer Braun-Phobie.

Supermarkt mit allem ist der nächste Tagesordnungspunkt, zum ersten Mal mit Maske. Sehr unkommunikativ, stellen wir fest, Peters Brille läuft an sobald er spricht, man wird etwas wirr, weil man dauernd seine eigene Atemluft wieder einatmet, es ist nicht angenehm und heiß! Ich werde 3-mal auf meine pinkfarbene Maske angesprochen, hauptsächlich durch Daumen nach oben, offenbar kann niemand gut sprechen mit dem Ding am Kopf! War das vielleicht das Ziel? Dass wir alle die Klappe halten? Der Rest der Familie ist zufrieden mit den gelieferten Einkäufen und findet sowieso, dass wir das auch nach der Krise beibehalten können.

Wir bewegen uns auch, beim raus gehen treffen wir den Briefträger und erkundigen uns nach seinem Befinden. Er mache seinen Job wie immer, die Menschen sind zu Hause, was für ihn angenehm ist, sie sind äußerst freundlich und er ist glücklich, dass er seinen Job machen darf. Dann bekommt er eine Leidensmiene, denn er ist Austria-Fan und will wissen, wie denn das weiter geht mit seinem Lieblingsclub. Eine Frage, die wir ihm auch nicht beantworten können, wir wünschen ihm noch einen schönen Arbeitstag und begeben uns auf unsere Laufrunde.

Abends zappe ich zwischen „Let’s dance“ und „Sex and the City-der Film“ hin und her und stelle dabei fest, dass ich doch auch mal ein ziemlich glamouröses Leben hatte. In guten Phasen war ich 3-mal in der Woche auf einer Veranstaltung eingeladen, hatte 2 Moderationsjobs und war an einem Tag auf einem Fußballspiel. Ich trug schicke Mode, hatte High Heels an den Füßen, gestylte Haare, perfekte Fingernägel, lange Wimpern, war geschminkt, begrüßte Menschen, in dem ich sie umarmte und Küsschen auf die Wange gab, ich schüttelte Hände, sprach in Mikrophone, in die auch andere ihre Spucke absonderten, mir wurden auf engstem Raum Geheimnisse ins Ohr geflüstert, ich kratzte mich auf der Nase, wenn es sein musste und fuhr dann mit einem Taxi nach Hause.

Ist das echt erst 3 Wochen her? Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit! Ich will sofort dieses Leben zurück!

In meinem Mondkalender steht, morgen ist ein guter Friseurtag… is jetzt ein Witz, oder?

Rosa Grüße!

Eure Uli

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