Neue Normalität
Neue Normalität
Schon mit der viel gepriesenen „neuen Normalität“ vertraut ist viel passiert in der letzten Woche: Ich war zusammen mit einem Freund laufen (mit Abstand natürlich), ich habe 2 mal in einem Restaurant gegessen, ohne Salzstreuer am Tisch und bis 23 Uhr (im Gegensatz zum Bundespräsidenten, der sich zu späterer Stunde erwischen hat lassen, hab ich mich nicht getraut sitzen zu bleiben), ich habe mit unserem Booker neue Termine für Kabarett besprochen, ich war bei Freunden zum Kaffee und zum Grillen, beim Zahnarzt und auf einer Privatparty zum ersten Mal wieder eine Nacht in High Heels, wo ich feststellen musste, dass ich das offenbar nicht mehr gewohnt bin, denn mir tun heut noch die Füße weh!
Gestern war wieder eine Pressekonferenz, auf die wohl alle „Kulturschaffenden“ gespannt waren, denn die neue Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer sollte die neuen Auflagen für Veranstaltungen präsentieren.
Ihr Vorredner war aber der Gesundheitsrudi, kein Verfechter des Grundsatzes mit der Kürze und der Würze, der uns wie so oft ein paar Zahlen präsentierte, diesmal immerhin ohne Grafikzettel, die er sonst so gern in die Kameras hält. Die österreichischen Zahlen sind offenbar nicht mehr abschreckend genug, also schmeißt er USA und Brasilien ins Rennen, wo die Pandemie noch drastischer vorhanden ist. Dann erwähnt er die 760 Infizierten (muss man da nicht auch gendergerecht Infiziertinnen sagen?) in Österreich und möchte eigentlich anbringen, dass wir da alle stolz sein können, verstrickt sich dann aber in einem endlosen Schachtelsatz, in dem er den Stolz dann sein lässt.
Er redet fast eine Viertelstunde über Hotels, Freizeiteinrichtungen, Bäder und Fitnesscenter bevor er endlich seine Kollegin zu Wort kommen lässt, die uns dann über die heiß ersehnten Kultur-Lockerungen informiert. Also 100 Personen ab 29. Mai (das haben wir schon gewusst), die im 1 Meter Abstand oder mit einem freien Platz dazwischen sitzen dürfen, am besten im Schachbrettmuster. So weit so verständlich, ABER: es dürfen auch welche nebeneinander sitzen, zum Beispiel wenn sie im gleichen Haushalt leben, oder auch wie in der Gastro zu viert! Da könnte man ja dann immer 4 hinsetzen und einen Platz frei lassen, da kommen wir gut zusammen, wenn dem wirklich so ist.
Ich überlege wie man in Zukunft Tickets für Veranstaltungen online bucht: Da sind über Jahre Locations angelegt worden, die gebuchten Plätze rot, die freien grün, es gab ein übersichtliches und bewährtes System. Und jetzt sollen diese Systeme erkennen, wer mit wem im Haushalt lebt, ob er nebeneinander sitzen darf, wie viele Plätze dann frei bleiben müssen, wenn man zum Beispiel gleich 4 Tickets bucht und ob die Käufer mit Maske sitzen müssen oder ohne. Oder gehen wir demnächst mit einem Meldezettel ins Theater? Das wird interessant!
Ich werde mir das glaub ich erstmal in Ruhe anschauen und Planungen in den Herbst verschieben. Das sollen mal die Haders und Nias und Gernots machen! Im Fußball beginnen wir ja auch mit der Bundesliga und nicht mit der U 15 der Wiener Landesliga.
Kommt mir das nur so vor, oder sind manche Dinge einfach nicht zu Ende gedacht? Während mein Auto beim Reifen wechseln war bin ich auf der Mariahilfer Straße spazieren gegangen und vor einem Geschäft stand tatsächlich ein Schild mit der Aufschrift: „Wir bedauern, dass unser Geschäft nur von 50 Kunden gleichzeitig betreten werden darf“.
Soll ich da jetzt durchzählen lassen?
Rosa Grüße!
Eure Uli